Interaktives Stadtmodell
Museum Schloss Lübben (Spreewald)
Die Stadt als Modell - Historische Datenbank
Die Schenkung einer archäologischen Sammlung aus dem 19.Jahrhundert ermöglichte die Eröffnung des ersten Museums in Lübben (Spreewald) im Jahre 1906. Dieses ging gemeinsam mit der Stadt im Inferno der Endkämpfe des Zweiten Weltkrieges unter. Im Jahr 1950 eröffnete ein zweites Museum mit einer Naturkundlichen Sammlung. Die Idee, die Ausstellung zu einem Adelsmuseum zu erweitern stieß aufgrund der damaligen politischen Lage auf Ablehnung. Schon bald darauf wurde das Museum geschlossen und seine Exponate verschiedenen Institutionen übergeben. Aufgrund vermehrter Bautätigkeiten in den 1990ger Jahren wurden weitere archäologische Funde ausgegraben. Diese gingen erst einmal ins Depot des archäologischen Landesmuseums Brandenburg.
Die Stadt Lübben profitiert heute immer noch vom Spreewald Image der alten Zeiten, als diese Region das beliebte Ausflugsziel der Berliner war und sich dort Stummfilm-Stars wie Asta Nielsen tummelten.
Im Jahr 1998 wurden die Pläne für ein neues Museum konkretisiert. Die Museumsleitung musste verlorene Exponate mühsam aus verschiedenen Depots zusammensuchen. Im Zweiten Weltkrieg war nicht nur die gewachsene historische Stadt, sondern auch die Stadtgeschichte ausgelöscht worden. Am Anfang der Planung war zumindest klar, dass die Aufarbeitung der Geschichte und die Erinnerung an die untergegangenen Orte ein langjähriger Prozess werden würde. Zudem gab es viel Flachware und wenig Wandfläche.
Deswegen wurde ein interaktives Stadtmodell entwickelt. Dieses ist mit einer Datenbank verknüpft, die ständig erweitert werden kann. Dokumente, wie Pläne, Fotos oder Interviews können jeder Zeit hinzugefügt werden. Das Stadtmodell stellt Lübben, dessen Altstadt 1945 fast völlig zerstört wurde, im intakten Zustand vor dem Zweiten Weltkrieg dar und beruht auf einer Rekonstruktion aus Luftbildern.
Zuerst wurde ein Vormodell aus Styrodur gebaut, an dem ein Jahr lang gemeinsam mit Lübbener Bürgern, die sich an die historische Stadt erinnern konnten, herumgeschnitzt und verändert wurde.
Die korrigierte Version wurde dann in Holz gebaut. Am Ausstellungsmöbel für das Modell sind zwei Konsolen, mit einem Bildschirm und einem Joystick, angebracht. Mit diesen lässt sich eine kleine Videokamera durch das Modell steuern, sie überträgt Bilder in Vogelperspektive auf den jeweiligen Bildschirm. Manche der Häuser im Stadtmodell sind mit Informationen unterlegt. Wird ein solches Haus mit der Kamera erfasst, werden zum jeweiligen Gebäude Texte, alte Stiche, Ausschnitte aus Gemälden, kleine Filme usw. am Bildschirm angezeigt. Es ist aber auch möglich, gezielt nach einer Adresse mit Hausnummer, nach Kategorien wie Kirche oder Schule oder auch nach Art der gespeicherten Dokumente zu suchen. Die Kamera fährt dann automatisch zur jeweiligen Stelle im Modell und zeigt mittels Laserstrahl das gesuchte Haus an, während die gespeicherten Dokumente am Bildschirm dargestellt werden.
Das interaktive Stadtmodell ist ein Prototyp, der konzeptionell weiterentwickelt wurde, zum Beispiel im Archiv der Verschwundenen Orte (AVO) in Forst. Dort ist die Datenbank begehbar. Man bewegt nicht den Joystick, sondern sich selbst im Modell. Beide Projekte wurden kurz vor der erfolgreichen Markteinführung von Tablet Computers , Smartphones und der daraus resultierenden enormen Entwicklung von Mobilen Apps realisiert. Die technologischen Möglichkeiten sind heute somit wesentlich vielfältiger.