M
eine Stadt sucht ihre Superheldin
M - eine Stadt sucht ihre Superheldin
Margaretes Rückkehr
Eines Nachmittags im Juli 2012 nimmt Gräfin Margarete (1) den Zug von Wien nach Innsbruck.
Im Wiener Exil verbrachte sie viele Jahre mit Nachdenken. Als alleinige Erbin Tirols stand M im Interessenskalkül der Europapolitik und war Opfer der Staatsräson. Aber die Sehnsucht nach ihrer Heimat Tirol hatte sie nie verlassen.
Mit ihrer Rückkehr möchte sich M gegen den Vorwurf von Begierde und Skandal ein Denkmal in Innsbruck bauen und ihren Beinamen "Maultasch" endgültig abstreifen. Um zu erfahren, was seit ihrer Regierungszeit passiert ist – Habsburgerdynastie, Bergiselschlachten, Weltkriege, Wirtschaftswunder, Olympische Spiele und Fremdenverkehr – besucht sie ihren nächsten Verwandten, den Habsburger Rudolf den IV (2). Ein deprimierter Rudolf sinniert: "Wofür wir Denkmäler stehen, weiß heute fast niemand mehr. Wir haben unsere Bedeutung verloren. Selbst Pichler (3) beschwert sich, und von Walther (4) habe ich ohnehin keinen Ton mehr gehört ... das waren noch Zeiten, als wir dem öffentlichen Raum Bedeutung gaben."
M wird nun schlagartig klar. Noch einmal muss sie die Geschicke des Landes lenken: "Wir müssen die historischen Persönlichkeiten, an denen man tagtäglich vorbeigeht, ohne sie wahrzunehmen, wieder in den Vordergrund rücken."
"Stadtraum braucht Belebungsaktionen", meint Adolf Pichler (3).
Mit Hilfe von montierten Sprechblasen richten die historischen Superhelden Fragen an den Passanten oder kommentieren über ein Zitat das aktuelle Treiben.
M wandelte am 30. Juli 2012 als Pappfigur durch Innsbruck und diskutierte im Kreise der historischen Superhelden mit InnsbruckerInnen über Raum als Bedeutungsträger und eröffnete feierlich ihr Denkmal in der Bäckerei – Kulturbackstube, wo sie bis März 2013 blieb.
Vom 19.April bis 2.Oktober 2013 spielte M die Hauptrolle in der Ausstellung "Tyrol goes Austria" im Museum im Zeughaus in Innsbruck, wo sie seit Ausstellungsende als Exponat ins ständige Depot des Tiroler Landemuseum einzog.
1) Margarete v. Tirol (1318–1369), mit dem Beinamen Maultasch, erbte die Grafschaft Tirol. Nach dem Tod ihres Sohnes Meinhard III. übergab die Landesfürstin Tirol im Jahr 1363 an Rudolf den VI. von Habsburg und lebte danach im Exil in Wien. Im Jahr 2012 hatte M ihr Denkmal in der Bäckerei – Kulturbackstube. Seit 2013 wohnt sie im Tiroler Landesmuseum.
2) Rudolf der IV. von Habsburg (1339–1365), genannt der Stifter, war Herzog von Österreich und Gründer der Wiener Universität. Sein Denkmal steht auf dem Boznerplatz.
3) Adolf Pichler (1819-1900) war ein Schriftsteller und Naturwissenschaftler. Sein Denkmal steht am Adolf Pichler Platz.
4) Walther von der Vogelweide (1170–1230) gilt als bedeutendster Lyriker des Mittelalters. Sein Denkmal steht am Innweg. (Quelle: Wikipedia)
Ein Projekt von Peanutz Architekten, gefördert im Rahmen der stadt_potenziale 2012
Mit freundlicher Unterstützung von 3A Composites GmbH, Julius Fritsche GmbH, Pixel Beschriftungen und der Bäckerei – Kulturbackstube.