SR-Tuning

Semantic Reloading

"Gegenstände sind semantisch verbraucht, lange vor deren Werk- und Baustoffen." Umberto Eco

SR-Tuning ist eine Strategie, gebrauchte und abgenutzte Strukturen mit neuen Möglichkeiten aufzuladen. Der Nutz wird dabei vielschichtiger, vorhandene Potentiale können gestärkt oder neue Erfindungen implantiert werden.

SR- Möbel Tuning

Jeder hat zu Hause Dinge, die eigentlich noch in Ordnung, aber hässlich sind. Oder denen das gewisse Etwas fehlt. Die diesen Gegenständen verordnete Codierung für deren Anwendung funktioniert nicht mehr. Genau an diesem Punkt sehen wir unsere Chance, die Funktionen eines Gegenstandes entlang der Trennlinie brauchbar – unbrauchbar umzudeuten, auszudehnen oder gänzlich neu zu definieren. Tuning ist eine Strategie, gebrauchte und abgenutzte Strukturen mit neuen Möglichkeiten aufzuladen. Der Nutz wird dabei vielschichtiger, vorhandene Potentiale können gestärkt oder neue Erfindungen implantiert werden.
Unsere ersten Tunings waren die SR-Möbeltunings. Mit Flyern wurden die Veranstaltungen beworben, die Leute brachten ihre alten Möbel mit semantischen Defiziten in den Galerieraum (Urban Issue) mit, wo wir unsere Tuning-Werkstatt aufgebaut hatten und die Möbel live tunten. Die Raumaufteilung entsprach dem Tunig-Ablauf, zuerst die Service-Ecke mit Kundenberatungsbereich, dann der Arbeitsbereich, wo die eigentlichen Tunings durchgeführt werden. Die Werkbank ist auch gleichzeitig Tresen. Dann folgt der Showroom, wo die fertig getunten Produkte ausprobiert werden und für ihre Abholer bereitstehen. Wir haben die dabei gewonnenen Erfahrungen zum Prinzip erklärt und auf andere Aufgaben übertragen. Die Geisteshaltung des Tunings ist Programm für viele Projekte von uns. Am Anfang steht immer die Frage nach vorhandenen Potentialen und dem, was passiert, wenn man diese Potentiale mit anderen Ideen konfrontiert.

City Tuning

Es gibt keinen Städtebau der bei Null anfängt. Es geht immer um die Manipulation von bestehenden Strukturen. Wir nennen diese Vorgänge CITY Tuning. Solche städtebaulichen Eingriffe werden von uns immer als temporäre Erscheinungen im wachsenden oder schrumpfenden Organismus einer Stadt betrachtet.
Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt ist die Reaktivierung von "Entöffentlichten Räumen", welche ähnlich, wie die beim sr-Möbeltuning von den Besuchern mitgebrachten alten Möbel, semantisch verbraucht sind.
Semantisch verbrauchte Orte werden mit neuem Inhalt besetzt. Oft wird der Zugang zu diesen Stadtbrachen erst durch das Citytuning wieder ermöglicht oder legalisiert, wie zum Beispiel beim Yaam-Club, einem Beispiel zur Aneignung von städtischem Raum mit anschließender Neudefinition durch das Aufladen mit Ideen.
Manchen Gebieten ist auch die Lesbarkeit abhanden gekommen, in ihnen warten räumliche Potentiale, wieder zum leben erweckt zu werden. Lesbarkeit setzt eine entzifferbare Sprachlichkeit voraus. Beispielsweise im Projekt "Loops", Gestaltung des Campus der Donau-Universität Krems, haben wir vorhandene bandartige Strukturen (welche durch die dortige Topografie und die bestehende Bebauung entstanden sind) in unserem Projekt überspitzt inszeniert, daraus ein Zeichen gebildet, dass den Ort komplett umdeutet.

Unser erstes City-Tuning Projekt war ein Spiel, das wir gemeinsam mit Birgit Schlieps, Peter Arlt und Elke Marhöfer 1998 im Galerieraum von Urban Issue in Berlin durchgeführt haben, bei dem das Publikum nach gewissen Regeln an einem großen Städtebaumodell arbeitete, indem es von uns erfundene Begrifflichkeiten (z.B. Hobbykellerkolonie) im Modell nachbaute.

Ein weiteres City-Tuning Projekt ist das SR-Balkon-Tuning, das wir während des Festivals "Hotel-Neustadt" in Halle-Neustadt realisiert haben. MEHR